Ende

Foto: Benjamin Krieg
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Was ist das, wo gehört das hin? Diese Schlüsselfrage jeder Putzhilfe steht am Anfang der Erschaffung der Welt. Als Gott beginnt, die Wesen und Dinge zu benennen und ihnen einen Platz zuzuweisen, entsteht im Chaos allmählich Ordnung und Ruhe: der Anfang vom Ende.
Die Performance Ende entspinnt sich entlang der biblischen Schöpfungsgeschichte. She She Pop übernehmen die vorgegebenen Rollen von Gott, dem Menschen, Eva, den Tieren, den Pflanzen und den Cherubim. Auf der Bühne, die das Paradies beherbergt, probieren die PerformerInnen das Beenden. Aufräumen, anhalten, abbrechen, Schnitt, Stille, Schluss.
Eine wird sich aller (Selbst-) Bilder entledigen, welche sich die herrschende Ordnung (zu der sie gehört) von ihrem Geschlecht macht. Sie will ‚das Bild der Frau‘ am eigenen Beispiel zerstören. Wird ihr Geschlecht überhaupt noch existieren, wenn sie es nicht mehr darstellt?
Einer wird alle sich bietenden Ausblicke, alle Handlungsmöglichkeiten in einem schwindelerregenden Akt der Selbstfesselung ersticken und sich dabei in einen Zustand vegetativer Hingabe zwingen.
Eine dritte sucht nach einer endgültigen Ordnung für alle Dinge, dem perfekten Muster – um dann hinter sich die Türe für immer zu schließen.
She She Pop nähern sich dem Ende, diesem kostbaren Moment, an dem etwas anderes möglich scheint: ein neues Buch, ein anderer Partner, ein neues Gesellschaftsmodell, ein besserer Drink. Die himmlischen Heerscharen gestalten dazu einen sehr persönlichen Abgesang aus Meat Loafs Album ‘Bat Out of Hell‘.

Credits

Konzept: She She Pop
Von und mit: Sebastian Bark, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou.

Bühne und Kostüme: Sandra Fox. Choreographie: Minako Seki. Musik: She She Pop & Max Knoth. Lichtdesign: Benjamin Schälke. Dramaturgische Beratung: Nina Tecklenburg. Künstlerische Mitarbeit: Ruschka Steininger. Produktion/ PR: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro. Finanzadministration: Aminata Oelßner. Company Management: Elke Weber.

Eine Koproduktion von She She Pop, HAU Hebbel am Ufer und Forum Freies Theater Düsseldorf.

Premiere, Oktober 2013, Berlin

Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und den Fonds Darstellende Künste e.V.

Dokumentation

 

 

 

 

Termine


Vergangene Termine:
12. – 13. September 2015, Schwankhalle, Bremen
23. – 25. Januar 2014, FFT, Düsseldorf
10., 11., 12., 13. Oktober 2013, HAU, Berlin
8. Oktober 2013, HAU, Berlin

Pressestimmen

Am Sonnabend erfrischte die bundesweit gefeierte Theatergruppe She She Pop die Schwankhalle Bremen mit ihrem virtuos eigenwilligen Theater-Handwerk. Ein anspielungsreiches Diskurstheater, bei dem es bedeutungsvoll und ziemlich witzig zugeht.
Sven Garbade, Weser-Kurier, 14.09.2015

„Ende“ – so heißt dieses grandiose neue Stück von She She Pop, das nach der Premiere in Berlin nun am koproduzierenden FFT läuft. Die Schöpfungsgeschichte, sieben Tage, hell und dunkel, damit halten die drei Frauen und ein Mann ihre Produktion zusammen. Sie suchen das Ende zum Anfang. Das ist mal witzig, selbstironisch und lakonisch, sehr originell und immer treffend. Wie sie mit den Mitteln des Theaters spielen, sie vorführen und gleichzeitig wirken lassen, ist große Kunst. „Weiblichkeit ist eine harte Währung. Nur keiner hat Zeit festzustellen, wer davon profitieret“, sagt Papatheodorou. Währenddessen arbeitet sich Lisa Lucassen mit dem Album „Bat Out of Hell“ von Meat Loaf ab. Musik, die sie vor dem Plattenspieler des Bruders sitzend zu oft gehört hat. Sieben Lieder, die sie nacheinander singt und damit für sich abhakt. „Das ist nicht immer schön“, sagt sie. Dabei ist es eine Riesenshow, wie sie nur mit der Ukulele den triefenden Pathos dieser Himmel- und Hölle-Songs rüberbringt. Und dann gibt es noch Gott, das ist Mieke Matzke, die versucht, aus dem Durcheinander auf der Bühne von Klebeband, Papier, Kleiderbügeln, Mülltüten, Äpfeln und Wasserkisten, aus dieser „Ursuppe“ eine Ordnung herzustellen. Eine rührendes und zutiefst menschliches Bemühen.
Marion Troja, Westdeutsche Zeitung, 25.01.2014

Kritiken zur Premiere 2013

…Das ist es, worum es in dieser klugen Arbeit geht: Nicht der Akt der Schöpfung wird gefeiert, die vermeintlich genuine und positive Aufgabe des Menschen. Hier geht es um den Moment, der danach kommt. Was passiert, wenn etwas in die Welt gebracht wurde – aber aus ihr nicht mehr verschwindet? Man kann an die Geburt des Geldes denken oder die Erfindung von Plastik. Schöpfungen, die womöglich niemals ein Ende finden. Etwas zu schaffen, sagen She She Pop, ist nicht nur eine Leistung. Es ist auch eine Verantwortung. Ein Gedanke, den man öfter einmal denken sollte. Nicht nur in der Kunst.
Andrea Heinz, DIE ZEIT, 17.10.2013

Entfernt verwandt mit biblischen Motiven, stehen eindeutige Zuordnungen – Gott versucht Ordnung zu schaffen, Eva beschäftigt sich mit ihrer und ganz grundsätzlich mit Weiblichkeit, Adam gibt sich ganz der christlichen Selbstkasteiung hin und die Himmlischen Heerscharen singen, dass man sich wünscht, sie würden nie aufhören. […] Zunehmend schleichen in den typisch She-She-Pop-haften, sehr sympathischen, dezenten und witzigen Performancestil bittere Töne und düstere Bilder, bis Gott am Ende des siebten Tages sich zur Ruhe oder zum Sterben legt… …(eine) hintersinnige Mischung aus Alltag und existenziellen Momenten, Biographischem und Grundsätzlichem, Ernst und Witz, Komik und Pessimismus…
Elisabeth Nehring, Deutschlandradio, 08.10.2013

Und damit wäre man auch beim She She Pop-Charme dieses Abends: dem fliegenden Wechsel der vier zwischen Privat- und Performerpersönlichkeit, zwischen Egotrip und Gesellschaftsspiel.
Sophie Diesselhorst, nachtkritik.de, 08.10.2013