What’s wrong? (It’s okay)

She She Pop versammeln sich an einem großen Tisch um die Reste eines Abendmahls. Sie werden sich und ihrem Publikum zu beweisen, dass sie über ALLES reden können und lassen sie sich die Themen von den ZuschauerInnen zurufen. What’s Wrong ist eine Tischrevue mit Spielen, Tabus und Synchrontänzen. Eine Performance über die Härte und Schönheit der Gemeinschaft und über den Preis, den man dafür bezahlt, zueinanderzugehören.

Credits

Konzept: She She Pop.
Mit: Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Kathrina Oberlik, Ilia Papathodorou und Berit Stumpf.
Lichtdesign: Marek Lamprecht.
Produktionsleitung: Anne Kersting.

Premiere, 18. April 2003, Westwerk, Hamburg

Gefördert durch die Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und den Fonds Darstellende Künste e.V.

Trailer

Termine


Vergangene Termine:
16.-17. Dezember 2005, Mousonturm, Frankfurt/Main
Juni 2005, LOT-Theater, Braunschweig
Mai 2005, Open Ohr Festival, Mainz
Dezember 2004, Deutsches Schauspielhaus, Go Create Resistance, Hamburg
November 2004, Kaaitheater, Brüssel, Belgien
19. November 2004, Theaterhaus, Jena
Oktober 2004, Schwankhalle, Bremen
September 2003, Podewil, Berlin
11. Mai 2003, Deutsches Theater, Göttingen
18. April 2003, Westwerk, Hamburg

Pressestimmen

Dank der austrainierten intellektuellen Selbstreinigungskräfte Ironie und ansteckende Albernheit bleibt selbst so eine Beschämungsrevue immer auf der Ebene des professionellen Trash-Humors, den man von dieser Generation der Gießener Schule (…) auch in anderen Spielarten kennt.
Till Briegleb, Süddeutsche Zeitung, 24. April 2003

Z wie Zugabe!
Denis Krah, Hamburger Morgenpost, 22. April 2003

Seit zehn Jahren schon üben sie den Zwang zur Intimität. Verlieren dabei nie den Terror aus den Augen, der auf dem Ticket der Aufklärung quer durch die Wohnzimmer rast. Ehrlich sein, authentisch sein, so tarnen sich die Attacken.
Katrin Bettina Müller, taz Berlin, 5. September 2003

Bis zur Scherzgrenze
Zehn Jahre She She Pop: Eine Spielperformance in Hamburg 
Manchmal, wenn bei einem festlichen Essen unter guten Freunden der Gesprächsstoff auszugehen droht, schlägt jemand vor, ein Spiel zu machen. Dann schreiben zwei, drei Hurra, und die übrigen fügen sich mit gequälten Lächeln in ihr Schicksal. Einfache Regeln mit grotesken Spielmöglichkeiten sind jetzt gefragt, und sobald die gefunden und erklärt sind, befindet man sich mittendrin in einer Performance der Theater-Girl-Group She She Pop. Die liebt Gesellschaftsspiele und Mitmachtheater, und zum zehnjährigen Geburtstag der Frauengang, die 1993 im einschlägigen Gießener Institut für angewandte Theaterwissenschaft gegründet wurde, feiert sie seit Karfreitag eine Serie von Party-Performances mit dem Titel „What’s Wrong?“ im Hamburger Westwerk.
Im Kern geht es bei solchen Party- und Gesellschaftsspielen – wie in den letzten Arbeiten der Gruppe überhaupt – immer um Scham und Beschämung. Wie provoziere ich andere, wie mache ich sie verlegen und bringe ihnen Niederlagen bei, ohne dass die Freundschaft daran zerbricht. Der voyeuristische Spaß an solchen Psycho-Spielen, die im Falle der Entgleisung mit der Entwürdigung des schwächsten Mitglieds enden, besteht in der Schadenfreude über fallende Masken und verlorenes Selbstbewusstsein.
Berit (Stumpf), Ilia (Papatheodorou), Johanna (Freiburg), Mieke (Matzke) und, als männlicher Widerstand, Sebastian (Bark) spielen dazu das Spiel „A bis Z“. Das Publikum – dezent ferngesteuert durch eingestreute Mitglieder des Gießener Netzwerkes – soll in der Tradition der Sportart Improvisationstheater Stichworte liefern, zu denen am Tisch zu Wackelpudding und Wein dann spontan sehr persönliche Verhöre beginnen. Wer lügt oder nicht weiter weiß, muss auf der Stelle unter dem Tisch verschwinden, bis er mit einem neuen ehrlichen und toughen Statement wieder zur Runde stößt.
Seien es die Begriffe Wal-Mart oder Rhododendron, Xanthippe oder Chemiefaser, der Weg unter die Psychologische Gürtellinie zu den tönernen Füßen Selbstbewusstseins ist stets extrem kurz. Alte Freunde kennen eben ihre empfinlichsten Stellen. Und da jeder, der unter dem Tisch war, danach ein Klebeband mit einer beschämenden Disposition offen tragen muss, treten bald Lehrbeispiele sympathischer Mangelware gegeneinander an: etwa „blond und altbacken“ gegen „teuer und gefallsüchtig“.
Doch keine Angst: She She Pop ist eine nette Gruppe. Egal ob sie ihren Spieltrieb in den letzten Jahren über Kapitalismus, Sport, Rassismus oder spezielle sexuelle Vorlieben ausbreiteten: Weh tun soll es dann doch nicht. Dank der austrainierten intellektuellen Selbstreinigungskräfte Ironie und ansteckende Albernheit bleibt selbst so eine Beschämungsrevue immer auf der Ebene des professionellen Trash-Humors, den man von dieser Generation der Gießener Schule – etwas René Pollesch oder Showcase Beat Le Mot – auch in anderen Spielarten kennt: Bunt, kalauernd, selbstbezüglich, musikalisch und darin geprägt von Soaps, Madonna und Retro-Moden.
Ganz sicher ist der Unterhaltungswert dieser Comedy für Kulturmenschen stark abhängig vom eigenen Sinn für Humor. Die Steigerung in hysterische Lachkrämpfe ließ sich hier genauso beobachten wie der Abfall in müdes Schmunzeln. Doch der gelassene Umgang mit menschlichen Konflikten, der dieser satirischen Lebenshilfe von She She Pop zugrunde liegt, ist allemal eine Alternative zum psychologischen Tamtam des bürgerlichen Großdramas – nur bitte nicht zur Nachahmung auf der nächsten langweiligen Geburtstagsparty.
Till Briegleb, Süddeutsche Zeitung, 24. April 2003

Ihr solltet euch was schämen!
Billig, peinlich, komisch: Die Hamburger Gruppe She She Pop wird 10
A – wie Achtung! She She Pop lassen die Hosen runter. „What’s Wrong“ fragen die Hamburger Performancekünstler im Westwerk und behaupten, über einfach jedes Thema reden zu können. Der ultimative Offenbarungseid. Ein Buchstabe wird zufällig ermittelt, das Publikum gibt den Begriff vor. Ob P wie Penisverlängerung, S wie Suppe oder W wie Walmart – Johanna Freiburg, Mieke Matzke, Berit Stumpf, Ilia Papatheodou und „She-Male“ Sebastian Bark diskutieren alles aus. Bei Erdnüssen, Rotwein und Videoprojektionen legen sie sich gegenseitig die Finger in die Wunden. Wer sich verweigert, muss unter den Tisch, eine Strafarbeit anfertigen. Nur nach einer öffentlichen Beichte dürfen sie wieder am Spiel teilnehmen. Die She She’s sind billig, waren Klassensprecher, können nicht kochen, sorgen fürs Alter vor und haben Probleme mit dem Haarwuchs. Die Identitäten der Akteure ergeben sich aus der Summe der Peinlichkeiten. „Du bist, wofür du dich schämst“, lautet die einmalig komische Erkenntnis. Zwischendrin wird spontan getanzt, zum Familienbild mit Hund Aufstellung genommen oder auf dem Mond gelandet. Die Show wird zum Kindergeburtstag auf Ecstasy mit Hardcore-Partyspielchen wie „Ficken nach Jerusalem“. Eine passendere Feier für das zehnjährige Bühnenjubiläum gibt es nicht. Z wie Zugabe.
Denis Krah in der Hamburger Morgenpost vom 27. April 2003