High

Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg

Wir wollten nie Drogen nehmen. Und wir tanzen auch nicht auf Raves, in Fankurven oder im Gottesdienst. Wir sind mißtrauisch, schon immer, und noch mehr seit Corona: Alles wirkt aufdringlich, grell, härter als zuvor. Wir sind entfremdet, das Leben ist eine Mitmach-Hölle. Die Pandemie hat dem Individualismus den Hut aufgesetzt. Und alles, was wir über ausschweifende kollektive Zustände je wussten, haben wir vergessen. Wir brauchen einen Rausch, eine Ich-Störung, wir brauchen kollektive Euphorie.

„High“ ist eine Zeremonie in einem wandelbaren, alle umfangenden Zelt. Hier werden wir uns hinter dem Banner versammeln, dessen Inschrift wir noch nicht kennen. Unter ausdrücklicher Berücksichtigung aller Widerstände und Differenzen werden wir einen Rhythmus finden, eine Prozession einüben und von dem Teig essen, der den Abdruck aller unserer Hände trägt. Bis das melancholische, neoliberale Egomonster betäubt ist. Bis wir aus der Haut fahren und aufatmen: Alle zusammen. Höchste Zeit.

Credits

Konzept/Idee: She She Pop, Von und mit: Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Tatiana Saphir, Claudia Splitt, Berit Stumpf.

Künstlerische Mitarbeit: Rodrigo Zorzanelli, Raum und Kostüm: Lea Søvsø, Künstlerische Mitarbeit Raum und Kostüm: Ulrike Plehn, Hannah Wolf, Künstlerische Beratung Raum: Michael Kleine, Lichtdesign und Technische Leitung: Christian Maith, Sounddesign: Manuel Horstmann, Video: Benjamin Krieg, Produktionsleitung: Alisa Tretau, Tina Ebert, Praktikum und Keksdealer: Charlotte Engel, Teigproduktion: Greta Patten, Praktikum: Gali Har-Gil, Englische Live Übersetzung: PANTHEA Audiodeskription: Pingpong Translation & Subtitling / Martina Reuter, Johanna Krins, PR & Kommunikation: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro, Freie Mitarbeit Kommunikation: Tina Ebert, Finanzadministration: Aminata Oelßner, Company Management: Elke Weber.

Workshop Input: Club Gewalt, I Can Be Your Translator, Mirah Laline, Tuk Bredsdorff.
Odd Meter Groove Doctor: Maurice de Martin.

Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer Berlin, FFT Düsseldorf, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Unterstützung Theater Haus Mitte. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin.

 

Trailer

Termine


Vergangene Termine:
16., 17. Oktober 2023, HAU 2, Berlin
15. Oktober 2023, HAU 2, Berlin
13., 14. Oktober 2023, HAU 2, Berlin
12. Oktober 2023, HAU 2, Berlin

2. Positionspapier der „Institutionen ohne Haus“

Wir brauchen ein Modell für die Zukunft! - Zweites Positionspapier der Gruppen andcompany&Co., Gob Squad Arts Collective, Rimini Protokoll, She She Pop und Solistenensemble Kaleidoskop als Institutionen ohne Haus
Sicherung und Ausbau nachhaltiger Entwicklungsperspektiven des Berliner Fördersystems für freie Companies und Privattheater ohne eigene Spielstätte

Als freie Companies ohne eigene Spielstätte freuen wir uns über die unserer Arbeit entgegengebrachte Wertschätzung im aktuellen Koalitionsvertrag. Wir begreifen sie auch als Wertschätzung der Freien Darstellenden Künste Berlins in ihrer gesamten Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte. Gleichzeitig sind wir von den aktuell getroffenen Förderentscheidungen zur Vergabe der Basisförderungen 2024 -2025 und der Konzeptförderung 2024 – 2027 in der Projektförderung alarmiert. Laut Jurykommentar läuten die Förderempfehlungen einen “Schrumpfungsprozess der Berliner Freien Szene ein”, bei dem “keine künstlerischen Gründe gegen eine Förderung mehr sprachen, sondern allein die Knappheit der Mittel”. Die Unterfinanzierung im Fördersystem für die Freien Darstellende Künste ist dramatisch. Langjährig, kontinuierlich arbeitende Gruppen wie andcompany&Co. in die 2-jährige Basisförderung “abzustufen” oder gar das Ausscheiden von bewährten und förderwürdigen Companies aus der Konzept- und Basisförderung ist schockierend.

Wir fordern daher nachdrücklich und bereits für den Doppelhaushalt 2024/25 einen substantiellen Aufwuchs für die Freien Darstellenden Künste/Tanz, um Zukunftsperspektiven für freie Companies zu bieten. Auf die eklatante Unterfinanzierung der Förderungen und die Folgen weisen Jurys bereits seit Jahren in ihren Gutachten hin – so auch im aktuellen Jurykommentar zur Vergabe der Basisförderung für Produktionsorte und Gruppen 2024- 2025 und der Konzeptförderung für Gruppen 2024-2027. Allein für die mehrjährigen Förderungen von Gruppen und Einzelkünstler*innen bedarf es eines Aufwuchses von 4,2 Millionen Euro.

Wir sprechen uns – neben einem substantiellen finanziellen Aufwuchs – konkret für die Entwicklung einer Fördersystematik aus, die unserem Selbstverständnis als Institutionen ohne eigene Spielstätte mit auskömmlicher finanzieller Ausstattung gerecht wird. Auskömmlich bedeutet für uns die Deckung notwendiger betrieblicher Kosten sowie mindestens eines künstlerischen Projekts pro Jahr (Struktur + Kunst) – ohne die grundsätzliche Abhängigkeit von Drittmitteln. Für die Realisierung künstlerischer Projekte sind wir auch nach der aktuellen Jury-Empfehlung abhängig von weiteren Drittmitteln, was eine “Verschiebung des Problems in andere Töpfe und Juryrunden” zur Folge hat.

Wir brauchen ein Modell für die Zukunft: Eine Erweiterung der Berliner Förderstrukturen für die Freien Darstellenden Künste, um sowohl neue wie auch nachhaltige Förderperspektiven zu gewährleisten.

Wir sprechen für uns als “Institutionen ohne Haus” und setzen uns in Abstimmung mit dem LAFT für die Entwicklung von langfristigen Arbeitsperspektiven ein, die freien Companies mit gewachsener Professionalisierung und Strahlkraft neben der derzeitigen zwei- und vierjährigen Projektförderung in Zukunft einen Zugang zur institutionellen Förderung als Privattheater auch ohne eigene Spielstätte ermöglicht. Die Arbeit an dieser Perspektive bedeutet für uns auch, die im oben erwähnten Jurykommentar betonte Schere “zwischen einer nachwachsenden jüngeren Generation und einer existierenden Vorgängergeneration” zu verhindern und für verlässliche Perspektiven in den Freien Darstellenden Künsten Sorge zu tragen.

Der Koalitionsvertrag umfasst und benennt viele dringliche Vorhaben. Um die Existenzsicherung und Zukunftsperspektiven für freie Companies zu gewährleisten, müssen diese konsequent umgesetzt werden. Die angekündigte Evaluierung der Konzeptförderung für unabhängige Companies ohne eigene Spielstätte begrüßen wir in der Annahme, dass deren Entwicklung unter aktiver Mitgestaltung und mit Expertise auch der betreffenden Gruppen erfolgt.

andcompany&Co., Gob Squad Arts Collective, Rimini Protokoll, She She Pop und Solistenensemble Kaleidoskop
02.06.2023

Mauern

Das Foto zeigt eine Performerin in einem roten Kostüm auf einem Bürostuhl vor einem Tisch mitten in einem Bücherhaufen im Vordergrund. Im Hintergrund sind zwei weitere Performerinnen zusehen, wie sie mit Taschenlampen den Bühnenraum erkunden.
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Robert Polidori
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Andreas Rost, Courtesy Collection Regard, Berlin
Foto: Dorothea Tuch
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Robert Polidori
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Wenke Seemann (Detlef Seemann)
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Wenke Seemann (Detlef Seemann)
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Arwed Messmer
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Andreas Rost, Courtesy Collection Regard, Berlin

Vor zehn Jahren saßen She She Pop in Schubladen Altersgenossinnen aus der ehemaligen DDR gegenüber. Sie verhandelten die systemischen Bedingungen, die ihre sogenannten Identitäten hervorgebracht hatten: zwei starke Ideologien, zwei gegensätzliche Lehren, die in sich selbst stimmig waren. Unsere Selbstbilder allerdings, haben die letzten 10 Jahre gar nicht überlebt und die großen Erzählungen unserer Herkunft waren vorher schon kaputt. Lässt sich aus dem Ballast der Vergangenheit, den gescheiterten Utopien der Elterngeneration und den Kränkungen und Ungerechtigkeiten der letzten 30 Jahre überhaupt noch eine gemeinsame Zukunft bauen?

Vor dem Hintergrund einer Gegenwart, die von Abschottung und Zerstörung geprägt ist, öffnen She She Pop die Bühne für eine kollektive Suche nach Zukunftsvisionen und was diesen im Weg steht. Als gedankliche Fortsetzung von Schubladen haben She She Pop auch für Mauern verschiedene Gäste eingeladen, die mit ihnen die Bühne teilen oder virtuell zugeschaltet sind, Gemeinsam gehen sie auf Zeitreisen zwischen Momenten der Vergangenheit und möglichen Zukünften. Dabei versuchen sie sich in Gemeinschaftsbildung über verschiedene Grenzen hinweg: Sprach-, Körper- und Solidaritäts-Grenzen, Grenzen der Vorstellung und auch knallharte Visum-Grenzen. Die Bühne – bei Schubladen noch eine unkomfortable deutsche Begegnungsstätte – hat sich in einen neoliberalen Co-Working Space gewandelt, eine dunkle Gummizelle, die als Think Tank benutzt wird. Die Reise führt entlang von Mauern, welche die Wahrnehmung und emotionale Prägung der gemeinsamen Realität durchziehen. Ausgehend von einem Trümmerberg aus dokumentarischem Material wird die Bühne mit Hilfe zukunftsbeschwörender Kameratechnik zur Zeitkapsel, in der die Frauen an unbewohnbar gewordene Orte oder an entleerte Szenarien reisen, um über andere Gegenwarten und Zukünfte zu spekulieren oder diese zu bewohnen. Dabei erscheint Fantasie oder die Möglichkeit der Fiktion als kostbares Gut. Eine schwer zu erreichende Dimension, welche nur gemeinsam und unter besonderem Aufwand von Zweifel, Furcht, Zumutung, Humor und Hellsicht überhaupt erst errungen werden kann.

Credits

Idee und Konzept: She She Pop, Von und mit (gespielt wird in wechselnder Besetzung): Sebastian Bark, Natasha Borenko, Johanna Freiburg, Annett Gröschner, Jahye Khoo,  Alexandra Lachmann, Katharina Lorenz, Lisa Lucassen, Peggy Mädler, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Wenke Seemann, Berit Stumpf.

Dramaturgie: She She Pop, Annett Gröschner, Peggy Mädler, Künstlerische Mitarbeit: Rodrigo Zorzanelli Cavalcanti, Director of Photography Video Installation: Benjamin Krieg, Video Mitarbeit: Rocío Rodriguez, Bühne: Sandra Fox, Kostüm: Lea Søvsø, Kostüm Mitarbeit: Lili Hillerich, Musik: Max Knoth mit Maria Schneider, Ton: Xavier Perrone, Technische Leitung und Licht: Sven Nichterlein, Produktionsleitung: Chiara Galesi, Praktikum: María Giacaman, Ruth Lindner,Workshop Input: Lavinia Knop-Walling, Proben Dolmetschung (Deutsch/Koreanisch): Eunsoon Jung, Englische Live Übersetzung: PANTHEA / Anna Johannsen, Audiodeskription: Pingpong Translation & Subtitling / Martina Reuter, Johanna Krins, PR, Kommunikation: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro, Freie Mitarbeit Kommunikation: Tina Ebert, Finanzadministration: Aminata Oelßner, Company Management: Elke Weber.

Ein besonderer Dank gilt den Fotograf*innen und Archivar*innen, die Fotomaterial aus ihren künstlerischen Werken zur Verfügung stellen:

Arwed Messmer, mit Werken aus der Serie Anonyme Mitte, Anonymous heart, Berlin“ , Nürnberg 2010, sowie „Inventarisierung der Macht. Die Berliner Mauer aus anderer Sicht“. Von Annett Gröschner und Arwed Messmer, Berlin 2016;
Robert Polidori, mit Werken aus der Serie Zones of Exclusion PRIPRYAT AND CHERNOBYL;
Andreas Rost, Courtesy Collection Regard, Berlin, mit Werken aus den Serien Das Jahr 1990 freilegen“ , „Wahlgang“, „Mauern Ramallah“ und „Der unbekannte Oscar Niemeyer in Algiers“;
Wenke Seemann, mit Werken aus den Serien „and the moon is a blind eye“ und „ARCHIVDIALOGE #1 – Bauplan Zukunft;
Benjamin Krieg mit Werken aus seinem Archiv.

Credits:
Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer Berlin, Kampnagel Hamburg, Künstler*innenhaus Mousonturm, FFT Düsseldorf, Schauspiel Leipzig, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Mit Unterstützung: Theaterhaus Berlin Mitte.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Hauptstadtkulturfonds und die Rudolf Augstein Stiftung

Trailer

Termine

18., 19., 20. Januar 2024, Kampnagel, Hamburg
25., 26., 27. Januar 2024, Mousonturm, Frankfurt am Main

Vergangene Termine:
21. Juni 2023, Schauspiel Graz, Graz
20., 21. Mai 2023, Schauspiel Leipzig, Leipzig
25., 26., 27. Januar 2023, HAU Hebbel am Ufer HAU 1, Berlin
08., 10., 11., 12., 13. Dezember 2022, HAU Hebbel am Ufer HAU 1, Berlin
07. Dezember 2022, HAU Hebbel am Ufer HAU 1, Berlin

Termine

18., 19., 20. Januar 2024, Kampnagel, Hamburg
25., 26., 27. Januar 2024, Mousonturm, Frankfurt am Main

Pressestimmen

„Aus den Schubladen sind Mauern geworden, was nicht gerade optimistisch klingt, aber auch keine Trübsal verbreitet. (…) Das Schöne an She She Pops erzählerischem Experimentiertheater aber ist ja, dass ideologische Zuspitzungen immer nur als Initiation für deren Auflösung dienen. Und an diesem Abend schaffen sie diese Auflösung mit nur wenigen, wunderbar spielerischen Kunstgriffen. Immer, wenn der Dialog in eine Sackgasse gerät, geben sie sich neue Sprechregeln(…). Und langsam rutscht ihre Reflexion über sich selbst in eine traumhafte Zeitreise, hinein in jene Wendezeit, als alles noch möglich schien. Ein Gazevorhang fällt und eine Wand aus dichtem Gestrüpp erscheint darauf projiziert. Der ehemalige Mauerstreifen ist zur sozialen Mauer geworden. Doch langsam zoomt die Kamera immer näher ins Grün, bis sich ein schwarzes Loch auftut, durch das die Performerinnen einfach hindurch auf die Hinterbühne schlüpfen, in eine andere Raumzeit. Die Bühne wird zum magisch schwebenden Ort zwischen gestern und heute, zwischen Betonplatte und Mahagoni-Interieur – und die Performer klettern darin herum, wie in ihren kühnsten Utopien. Plötzlich wird hier doch auch anderes möglich, auch der Zusammenschluss mit zwei weiteren Kolleginnen aus Seoul und Sibirien per Video. Und eine Performance lang die Welt ein besserer Ort.“
Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung, 08.12.2022

„Nach zehn Jahren haben She She Pop am Berliner HAU noch einmal die Schubladen geöffnet, in denen sie autobiografisch den Ost-West-Dialog suchten. Unter den Büchern von einst, die sie aufteilen in das, was weg kann und das, was bleiben soll, finden sie auch alte Utopien. Welche gehen uns heute noch etwas an, mitten in einem Krieg und einer immer sichtbarer werdenden Klimakatastrophe, nach all den identitätspolitischen Debatten und einem gewachsenen Bewusstsein dafür, dass unsere weiße mitteleuropäische Wohlstandsperspektive vielleicht selbst mehr Problem als Lösung ist?“
Georg Kasch, Nachtkritik, 08.12.2022

„Zukunftsvisionen der Vergangenheit. Überhaupt dreht es sich hier viel um Zukunft, Visionen, um Utopien. (…) Die Protagonisten also unternehmen eine Zeitreise und die führt gleichermaßen in die Vergangenheit wie in die Zukunft. Es ist eine Reise auf der die Frauen immer wieder die Ebenen wechseln. Die Zeit- und die Wahrnehmungsebenen. Und immer wieder stoßen sie dabei auf Trennendes, auf Mauern.“
Antje Bonhage, rbb-online, 07.12.2022