High

Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Benjamin Krieg

Wir wollten nie Drogen nehmen. Und wir tanzen auch nicht auf Raves, in Fankurven oder im Gottesdienst. Wir sind mißtrauisch, schon immer, und noch mehr seit Corona: Alles wirkt aufdringlich, grell, härter als zuvor. Wir sind entfremdet, das Leben ist eine Mitmach-Hölle. Die Pandemie hat dem Individualismus den Hut aufgesetzt. Und alles, was wir über ausschweifende kollektive Zustände je wussten, haben wir vergessen. Wir brauchen einen Rausch, eine Ich-Störung, wir brauchen kollektive Euphorie.

„High“ ist eine Zeremonie in einem wandelbaren, alle umfangenden Zelt. Hier werden wir uns hinter dem Banner versammeln, dessen Inschrift wir noch nicht kennen. Unter ausdrücklicher Berücksichtigung aller Widerstände und Differenzen werden wir einen Rhythmus finden, eine Prozession einüben und von dem Teig essen, der den Abdruck aller unserer Hände trägt. Bis das melancholische, neoliberale Egomonster betäubt ist. Bis wir aus der Haut fahren und aufatmen: Alle zusammen. Höchste Zeit.

Credits

Konzept/Idee: She She Pop, Von und mit: Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Tatiana Saphir, Claudia Splitt, Berit Stumpf.

Künstlerische Mitarbeit: Rodrigo Zorzanelli, Raum und Kostüm: Lea Søvsø, Künstlerische Mitarbeit Raum und Kostüm: Ulrike Plehn, Hannah Wolf, Künstlerische Beratung Raum: Michael Kleine, Lichtdesign und Technische Leitung: Christian Maith, Sounddesign: Manuel Horstmann, Video: Benjamin Krieg, Produktionsleitung: Alisa Tretau, Tina Ebert, Praktikum und Keksdealer: Charlotte Engel, Teigproduktion: Greta Patten, Praktikum: Gali Har-Gil, Englische Live Übersetzung: PANTHEA Audiodeskription: Pingpong Translation & Subtitling / Martina Reuter, Johanna Krins, PR & Kommunikation: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro, Freie Mitarbeit Kommunikation: Tina Ebert, Finanzadministration: Aminata Oelßner, Company Management: Elke Weber.

Workshop Input: Club Gewalt, I Can Be Your Translator, Mirah Laline, Tuk Bredsdorff.
Odd Meter Groove Doctor: Maurice de Martin.

Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer Berlin, FFT Düsseldorf, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Unterstützung Theater Haus Mitte. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin.

 

Trailer

Termine


Vergangene Termine:
16., 17. Oktober 2023, HAU 2, Berlin
15. Oktober 2023, HAU 2, Berlin
13., 14. Oktober 2023, HAU 2, Berlin
12. Oktober 2023, HAU 2, Berlin

Pressestimmen

„Es kommt nicht von Ungefähr, dass über She She Pop hinaus aktuell auch viele andere Theaterhäuser und Performancekollektive Gemeinschaft und Ekstase in den Mittelpunkt ihres Schaffens stellen. Denn je länger zunehmende Vereinzelung und gesellschaftliche Anonymität in Kauf genommen werden, desto heftiger werden uns die Konsequenzen in Form von Radikalisierung, Hass und Hetze einholen. Wie demokratiestiftend Rausch in einer heterogenen Gemeinschaft sein kann, zeigt der antike Vorläufer des Theaters: das Mysterienspiel, dessen Inhalte von kultisch- religiösem Charakter waren und in dessen Zentrum die kollektive Ekstase stand. Eine Ekstase, die in dem gemeinschaftlichen Erleben dieser oft tagelangen Spiele wurzelte.“
The Pioneer, Pia von Wersebe, 20.10.2023

„„High“ ist als gesellschaftskritische Wir-Suche gestartet, als ein Versuch, sich gemeinsam mit dem Publikum in einen Rausch zu versetzen – und gelandet als ironische Meditationsübung mit Widerstandsbetrachtung, Schamüberwindung und Mitmachspäßen.“
Berliner Zeitung, Ulrich Seidler, 14.10.23

„Nein, hier sind keine Drogen im Spiel, auch wenn Papatheodorou ihre Kekse als solche „mit Wirkung“ bezeichnet. Zu einem festgelegten Zeitpunkt sollen sie zusammen verspeist werden, auf dass ein jeder die Spuren und Abdrücke, im Zweifel auch Schweiß und Hautschüppchen eines anderen in sich aufnehme. Nicht eigentlich die Ekstase ist mithin das Ziel, sondern eben die gelebte Kollektivität.“
Nachtkritik, Michael Wolf, 13.10.2023

„She She Pop hat den Abend namens „High“ mit dem erklärten Ziel versehen, uns alle hier und heute in einen kollektiven Rauschzustand zu versetzen, Ekstase unter Anleitung sozusagen oder wie sie es nennen, „ein gemeinsames High“ (…) Da müssen Blockaden gelöst, Widerstände eliminiert und ablenkende Gedanken verbannt werden. (…) Die Mitglieder von She She Pop lassen sich davon nicht beirren, performen jegliche Bedenken einfach weg und bleiben dabei: Schluss mit dem Individualismus, her mit der kollektiven Ekstase. Gemeinsam sind wir stärker oder zumindest higher.“
Berliner Morgenpost, Katrin Pauly, 13.10.2023

„Man kann ruhig an Ritual denken, wenn man sich den Abend angeguckt, aber es werden eben keine ausgeführt, die es schon gibt. (…) Wir gehen – wie immer – von uns selbst als Beispiel aus und bieten uns an, als Trägerinnen von Strategien, die in ein High führen können. (…) In diesem geschützten Raum des Theaters ist immer die Chance, dass man etwas ausprobieren kann (…), dass man kurz in eine andere Situation, in ein anderes Gesellschaftssystem, in eine soziale Situation reinschlüpft. Man kann nicht, ohne das mal geübt oder ausprobiert zu haben zur ganz großen Revolution ansetzten.“
Lisa Lucassen im Gespräch mit Oliver Krantz, rbb kultur Radio, 11.10.2023

2. Positionspapier der „Institutionen ohne Haus“

Wir brauchen ein Modell für die Zukunft! - Zweites Positionspapier der Gruppen andcompany&Co., Gob Squad Arts Collective, Rimini Protokoll, She She Pop und Solistenensemble Kaleidoskop als Institutionen ohne Haus
Sicherung und Ausbau nachhaltiger Entwicklungsperspektiven des Berliner Fördersystems für freie Companies und Privattheater ohne eigene Spielstätte

Als freie Companies ohne eigene Spielstätte freuen wir uns über die unserer Arbeit entgegengebrachte Wertschätzung im aktuellen Koalitionsvertrag. Wir begreifen sie auch als Wertschätzung der Freien Darstellenden Künste Berlins in ihrer gesamten Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte. Gleichzeitig sind wir von den aktuell getroffenen Förderentscheidungen zur Vergabe der Basisförderungen 2024 -2025 und der Konzeptförderung 2024 – 2027 in der Projektförderung alarmiert. Laut Jurykommentar läuten die Förderempfehlungen einen “Schrumpfungsprozess der Berliner Freien Szene ein”, bei dem “keine künstlerischen Gründe gegen eine Förderung mehr sprachen, sondern allein die Knappheit der Mittel”. Die Unterfinanzierung im Fördersystem für die Freien Darstellende Künste ist dramatisch. Langjährig, kontinuierlich arbeitende Gruppen wie andcompany&Co. in die 2-jährige Basisförderung “abzustufen” oder gar das Ausscheiden von bewährten und förderwürdigen Companies aus der Konzept- und Basisförderung ist schockierend.

Wir fordern daher nachdrücklich und bereits für den Doppelhaushalt 2024/25 einen substantiellen Aufwuchs für die Freien Darstellenden Künste/Tanz, um Zukunftsperspektiven für freie Companies zu bieten. Auf die eklatante Unterfinanzierung der Förderungen und die Folgen weisen Jurys bereits seit Jahren in ihren Gutachten hin – so auch im aktuellen Jurykommentar zur Vergabe der Basisförderung für Produktionsorte und Gruppen 2024- 2025 und der Konzeptförderung für Gruppen 2024-2027. Allein für die mehrjährigen Förderungen von Gruppen und Einzelkünstler*innen bedarf es eines Aufwuchses von 4,2 Millionen Euro.

Wir sprechen uns – neben einem substantiellen finanziellen Aufwuchs – konkret für die Entwicklung einer Fördersystematik aus, die unserem Selbstverständnis als Institutionen ohne eigene Spielstätte mit auskömmlicher finanzieller Ausstattung gerecht wird. Auskömmlich bedeutet für uns die Deckung notwendiger betrieblicher Kosten sowie mindestens eines künstlerischen Projekts pro Jahr (Struktur + Kunst) – ohne die grundsätzliche Abhängigkeit von Drittmitteln. Für die Realisierung künstlerischer Projekte sind wir auch nach der aktuellen Jury-Empfehlung abhängig von weiteren Drittmitteln, was eine “Verschiebung des Problems in andere Töpfe und Juryrunden” zur Folge hat.

Wir brauchen ein Modell für die Zukunft: Eine Erweiterung der Berliner Förderstrukturen für die Freien Darstellenden Künste, um sowohl neue wie auch nachhaltige Förderperspektiven zu gewährleisten.

Wir sprechen für uns als “Institutionen ohne Haus” und setzen uns in Abstimmung mit dem LAFT für die Entwicklung von langfristigen Arbeitsperspektiven ein, die freien Companies mit gewachsener Professionalisierung und Strahlkraft neben der derzeitigen zwei- und vierjährigen Projektförderung in Zukunft einen Zugang zur institutionellen Förderung als Privattheater auch ohne eigene Spielstätte ermöglicht. Die Arbeit an dieser Perspektive bedeutet für uns auch, die im oben erwähnten Jurykommentar betonte Schere “zwischen einer nachwachsenden jüngeren Generation und einer existierenden Vorgängergeneration” zu verhindern und für verlässliche Perspektiven in den Freien Darstellenden Künsten Sorge zu tragen.

Der Koalitionsvertrag umfasst und benennt viele dringliche Vorhaben. Um die Existenzsicherung und Zukunftsperspektiven für freie Companies zu gewährleisten, müssen diese konsequent umgesetzt werden. Die angekündigte Evaluierung der Konzeptförderung für unabhängige Companies ohne eigene Spielstätte begrüßen wir in der Annahme, dass deren Entwicklung unter aktiver Mitgestaltung und mit Expertise auch der betreffenden Gruppen erfolgt.

andcompany&Co., Gob Squad Arts Collective, Rimini Protokoll, She She Pop und Solistenensemble Kaleidoskop
02.06.2023

Mauern

Das Foto zeigt eine Performerin in einem roten Kostüm auf einem Bürostuhl vor einem Tisch mitten in einem Bücherhaufen im Vordergrund. Im Hintergrund sind zwei weitere Performerinnen zusehen, wie sie mit Taschenlampen den Bühnenraum erkunden.
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Robert Polidori
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Andreas Rost, Courtesy Collection Regard, Berlin
Foto: Dorothea Tuch
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Robert Polidori
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Wenke Seemann (Detlef Seemann)
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Wenke Seemann (Detlef Seemann)
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Arwed Messmer
Foto: Dorothea Tuch / Projizierte Fotografie: © Andreas Rost, Courtesy Collection Regard, Berlin

Vor zehn Jahren saßen She She Pop in Schubladen Altersgenossinnen aus der ehemaligen DDR gegenüber. Sie verhandelten die systemischen Bedingungen, die ihre sogenannten Identitäten hervorgebracht hatten: zwei starke Ideologien, zwei gegensätzliche Lehren, die in sich selbst stimmig waren. Unsere Selbstbilder allerdings, haben die letzten 10 Jahre gar nicht überlebt und die großen Erzählungen unserer Herkunft waren vorher schon kaputt. Lässt sich aus dem Ballast der Vergangenheit, den gescheiterten Utopien der Elterngeneration und den Kränkungen und Ungerechtigkeiten der letzten 30 Jahre überhaupt noch eine gemeinsame Zukunft bauen?

Vor dem Hintergrund einer Gegenwart, die von Abschottung und Zerstörung geprägt ist, öffnen She She Pop die Bühne für eine kollektive Suche nach Zukunftsvisionen und was diesen im Weg steht. Als gedankliche Fortsetzung von Schubladen haben She She Pop auch für Mauern verschiedene Gäste eingeladen, die mit ihnen die Bühne teilen oder virtuell zugeschaltet sind, Gemeinsam gehen sie auf Zeitreisen zwischen Momenten der Vergangenheit und möglichen Zukünften. Dabei versuchen sie sich in Gemeinschaftsbildung über verschiedene Grenzen hinweg: Sprach-, Körper- und Solidaritäts-Grenzen, Grenzen der Vorstellung und auch knallharte Visum-Grenzen. Die Bühne – bei Schubladen noch eine unkomfortable deutsche Begegnungsstätte – hat sich in einen neoliberalen Co-Working Space gewandelt, eine dunkle Gummizelle, die als Think Tank benutzt wird. Die Reise führt entlang von Mauern, welche die Wahrnehmung und emotionale Prägung der gemeinsamen Realität durchziehen. Ausgehend von einem Trümmerberg aus dokumentarischem Material wird die Bühne mit Hilfe zukunftsbeschwörender Kameratechnik zur Zeitkapsel, in der die Frauen an unbewohnbar gewordene Orte oder an entleerte Szenarien reisen, um über andere Gegenwarten und Zukünfte zu spekulieren oder diese zu bewohnen. Dabei erscheint Fantasie oder die Möglichkeit der Fiktion als kostbares Gut. Eine schwer zu erreichende Dimension, welche nur gemeinsam und unter besonderem Aufwand von Zweifel, Furcht, Zumutung, Humor und Hellsicht überhaupt erst errungen werden kann.

Credits

Idee und Konzept: She She Pop, Von und mit (gespielt wird in wechselnder Besetzung): Sebastian Bark, Natasha Borenko, Johanna Freiburg, Annett Gröschner, Jahye Khoo,  Alexandra Lachmann, Katharina Lorenz, Lisa Lucassen, Peggy Mädler, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Wenke Seemann, Berit Stumpf.

Dramaturgie: She She Pop, Annett Gröschner, Peggy Mädler, Künstlerische Mitarbeit: Rodrigo Zorzanelli Cavalcanti, Director of Photography Video Installation: Benjamin Krieg, Video Mitarbeit: Rocío Rodriguez, Bühne: Sandra Fox, Kostüm: Lea Søvsø, Kostüm Mitarbeit: Lili Hillerich, Musik: Max Knoth mit Maria Schneider, Ton: Xavier Perrone, Technische Leitung und Licht: Sven Nichterlein, Produktionsleitung: Chiara Galesi, Praktikum: María Giacaman, Ruth Lindner,Workshop Input: Lavinia Knop-Walling, Proben Dolmetschung (Deutsch/Koreanisch): Eunsoon Jung, Englische Live Übersetzung: PANTHEA / Anna Johannsen, Audiodeskription: Pingpong Translation & Subtitling / Martina Reuter, Johanna Krins, PR, Kommunikation: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro, Freie Mitarbeit Kommunikation: Tina Ebert, Finanzadministration: Aminata Oelßner, Company Management: Elke Weber.

Ein besonderer Dank gilt den Fotograf*innen und Archivar*innen, die Fotomaterial aus ihren künstlerischen Werken zur Verfügung stellen:

Arwed Messmer, mit Werken aus der Serie Anonyme Mitte, Anonymous heart, Berlin“ , Nürnberg 2010, sowie „Inventarisierung der Macht. Die Berliner Mauer aus anderer Sicht“. Von Annett Gröschner und Arwed Messmer, Berlin 2016;
Robert Polidori, mit Werken aus der Serie Zones of Exclusion PRIPRYAT AND CHERNOBYL;
Andreas Rost, Courtesy Collection Regard, Berlin, mit Werken aus den Serien Das Jahr 1990 freilegen“ , „Wahlgang“, „Mauern Ramallah“ und „Der unbekannte Oscar Niemeyer in Algiers“;
Wenke Seemann, mit Werken aus den Serien „and the moon is a blind eye“ und „ARCHIVDIALOGE #1 – Bauplan Zukunft;
Benjamin Krieg mit Werken aus seinem Archiv.

Credits:
Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer Berlin, Kampnagel Hamburg, Künstler*innenhaus Mousonturm, FFT Düsseldorf, Schauspiel Leipzig, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Mit Unterstützung: Theaterhaus Berlin Mitte.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Hauptstadtkulturfonds und die Rudolf Augstein Stiftung

Trailer

Termine


Vergangene Termine:
25., 26., 27. Januar 2024, Mousonturm, Frankfurt am Main
18., 19., 20. Januar 2024, Kampnagel, Hamburg
21. Juni 2023, Schauspiel Graz, Graz
20., 21. Mai 2023, Schauspiel Leipzig, Leipzig
25., 26., 27. Januar 2023, HAU Hebbel am Ufer HAU 1, Berlin
08., 10., 11., 12., 13. Dezember 2022, HAU Hebbel am Ufer HAU 1, Berlin
07. Dezember 2022, HAU Hebbel am Ufer HAU 1, Berlin

Pressestimmen

„Ausgehend von den Dingen erforscht She She Pop bald mittels einer ziemlich eindrucksvollen Projektion von Fotografien auf mehrere Schichten Gaze einen utopischen Raum. Die Performenden kriechen durch eine Art Tunnel, landen mal in einem zerstörten Haus nach der Tschernobyl-Katastrophe, dann wieder stehen sie vor einem Häuserblock im ehemaligen Ostberlin – heute Berlin-Mitte (…) Nebenbei versuchen die Performerinnen den Dialog über die vielen offenen Fragen rund um Eigentum oder Teilhabe mit immer neuen Regeln weiterzutreiben. Erst atmen, dann sprechen. Oder berühren. Die Regeln müssen immer wieder neu ausgehandelt werden, die Utopie will sich partout nicht greifen lassen, und so wandelt sich das Bild zu einer immer unübersichtlicheren Collage der Zukunft.“

Hamburger Abendblatt, Annette Stiekele, 19.01.24

 

„Aus den Schubladen sind Mauern geworden, was nicht gerade optimistisch klingt, aber auch keine Trübsal verbreitet. (…) Das Schöne an She She Pops erzählerischem Experimentiertheater aber ist ja, dass ideologische Zuspitzungen immer nur als Initiation für deren Auflösung dienen. Und an diesem Abend schaffen sie diese Auflösung mit nur wenigen, wunderbar spielerischen Kunstgriffen. Immer, wenn der Dialog in eine Sackgasse gerät, geben sie sich neue Sprechregeln(…). Und langsam rutscht ihre Reflexion über sich selbst in eine traumhafte Zeitreise, hinein in jene Wendezeit, als alles noch möglich schien. Ein Gazevorhang fällt und eine Wand aus dichtem Gestrüpp erscheint darauf projiziert. Der ehemalige Mauerstreifen ist zur sozialen Mauer geworden. Doch langsam zoomt die Kamera immer näher ins Grün, bis sich ein schwarzes Loch auftut, durch das die Performerinnen einfach hindurch auf die Hinterbühne schlüpfen, in eine andere Raumzeit. Die Bühne wird zum magisch schwebenden Ort zwischen gestern und heute, zwischen Betonplatte und Mahagoni-Interieur – und die Performer klettern darin herum, wie in ihren kühnsten Utopien. Plötzlich wird hier doch auch anderes möglich, auch der Zusammenschluss mit zwei weiteren Kolleginnen aus Seoul und Sibirien per Video. Und eine Performance lang die Welt ein besserer Ort.“
Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung, 08.12.2022

„Nach zehn Jahren haben She She Pop am Berliner HAU noch einmal die Schubladen geöffnet, in denen sie autobiografisch den Ost-West-Dialog suchten. Unter den Büchern von einst, die sie aufteilen in das, was weg kann und das, was bleiben soll, finden sie auch alte Utopien. Welche gehen uns heute noch etwas an, mitten in einem Krieg und einer immer sichtbarer werdenden Klimakatastrophe, nach all den identitätspolitischen Debatten und einem gewachsenen Bewusstsein dafür, dass unsere weiße mitteleuropäische Wohlstandsperspektive vielleicht selbst mehr Problem als Lösung ist?“
Georg Kasch, Nachtkritik, 08.12.2022

„Zukunftsvisionen der Vergangenheit. Überhaupt dreht es sich hier viel um Zukunft, Visionen, um Utopien. (…) Die Protagonisten also unternehmen eine Zeitreise und die führt gleichermaßen in die Vergangenheit wie in die Zukunft. Es ist eine Reise auf der die Frauen immer wieder die Ebenen wechseln. Die Zeit- und die Wahrnehmungsebenen. Und immer wieder stoßen sie dabei auf Trennendes, auf Mauern.“
Antje Bonhage, rbb-online, 07.12.2022

 

 

Oratorium

Kollektive Andacht zu einem wohlgehüteten Geheimnis
Foto: Benjamin Krieg
Foto: Katrin Ribbe / Theaterformen Hannover
Foto: Katrin Ribbe / Theaterformen Hannover
Foto: Katrin Ribbe / Theaterformen Hannover
Foto: Katrin Ribbe / Theaterformen Hannover
Foto: Katrin Ribbe / Theaterformen Hannover
Foto: Maciej Rukasz / Centrum Kultury w Lublinie
Foto: Maciej Rukasz / Centrum Kultury w Lublinie
Foto: Ruzhin | ACT Independent Theatre Festival 2017
Foto: Benjamin Krieg / HAU Berlin
Foto: Benjamin Krieg / HAU Berlin
Foto: Benjamin Krieg / HAU Berlin
Foto: Benjamin Krieg / HAU Berlin
Foto: Robin Junicke / Impulse Theaterfestival 2018
Foto: Robin Junicke / Impulse Theaterfestival 2018
Foto: Robin Junicke / Impulse Theaterfestival 2018
Foto: Robin Junicke / Impulse Theaterfestival 2018
Foto: Robin Junicke / Impulse Theaterfestival 2018

„Dass da gehören soll, was da ist, denen, die für es gut sind.“ (B. Brecht)

Eigentum verändert das Bewusstsein. Es trennt Freund*innen, es erteilt Macht über andere, es schließt aus. Eigentum ist selbstverständlich. Und man spricht nicht darüber. Nichts ist so konstituierend für unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben, nichts wirkt so trennend auf die Gemeinschaft wie das Eigentum. She She Pop möchten mit ORATORIUM das Geheimnis des Eigentums lüften, es auf eine Bühne zerren. Man sagt, das Theater westlicher Ausprägung beginnt mit dem Protagonisten Thespis, der sich vor 2500 Jahren vor den Chor gestellt hat. Man könnte aber auch sagen: In diesem Moment ist die Bühne privatisiert worden. Das Individuum wurde seither konsequent überschätzt, überfordert und emotional ausgebeutet. ORATORIUM möchte ein Schlaglicht auf den Zusammenhang von bürgerlicher Öffentlichkeit, Eigentum und demokratischer Ermächtigung werfen.
Gemeinsam mit dem Chor der lokalen Delegierten und ihrem jeweiligen Publikum werden She She Pop über Eigentum sprechen und auf die eigenen Besitzverhältnisse, die Verteilung der Güter und die damit verbundenen Verwerfungen schauen. Inspiriert von Brechts Lehrstücktheorie entwickeln sie Regeln für den dialogischen Theaterabend und bilden uneinige Sprechchöre, die jeden Abend aufs Neue unseren Umgang mit dem Eigentum verhandeln.
Wer darf sprechen? Wer ist präsent, wer wird repräsentiert? Aus der Vielstimmigkeit, der Uneinigkeit und dem immer nur für Momente zu erreichenden Einklang entsteht ein kollektiver Monolog.
ORATORIUM ist ein work-in-progress, dessen Premiere im Februar 2018 am HAU Hebbel am Ufer in Berlin stattgefunden hat. Ein erstes Showing war 2017 bei Theaterformen in Hannover zu sehen und es folgten weitere Stationen beim Konfrontacje Teatralne Festival in Lublin und dem ACT Independent Theater Festival Sofia.
ORATORIUM war auf einer Reise durch Europa, in deren Verlauf es Momentaufnahmen aus anderen ökonomischen Mikrokosmen gesammelt hat und sich von Station zu Station weiter entwickelt zu einer großen vielstimmigen Andacht.

Credits

Von und mit: Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Berit Stumpf sowie dem Chor der lokalen Delegierten.

Bühne: Sandra Fox. Kostüme: Lea Søvsø. Musik: Max Knoth. Künstlerische Mitarbeit Produktion: Ruschka Steininger. Dramaturgische Mitarbeit: Peggy Mädler. Künstlerische Mitarbeit Tour: Laia Ribera, Alisa Tretau. Technische Leitung & Lichtdesign: Sven Nichterlein. Produktionsleitung: Anne Brammen. Kommunikation: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro. freie  Mitarbeit Kommunikation: Tina Ebert. Finanzadministration: Aminata Oelßner. Company Management: Elke Weber.

Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer Berlin, Festival Theaterformen, Münchner Kammerspiele, Schauspiel Stuttgart, Kaserne Basel, Residenz Schauspiel Leipzig, Kampnagel Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm, FFT Düsseldorf, Konfrontacje Teatralne Festival Lublin und ACT Independent Theater Festival Sofia.

Premiere, Februar 2018, HAU Hebbel am Ufer, Berlin

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
www.kulturstiftung-des-bundes.de

Trailer

Termine

7., 8. Mai 2024, HAU, Berlin

Vergangene Termine:
01., 02. Juni 2022, E-Werk Freiburg Festival, Freiburg
14.,15., 16. Januar 2021, Le Maillon Theater of Strasbourg – European stage, Straßburg CANCELLED
23., 24. Mai 2020, Freiburg Festival, Freiburg ggf. POSTPONED
16., 17. Mai 2020, Oldenburgisches Staatstheater / Bandenfestival, Oldenburg ggf. POSTPONED
7., 8., 9. April 2020, Le Maillon Theater of Strasbourg – European stage, Straßburg POSTPONED (Januar 2021)
13., 14., 15. Dezember 2019, Schauspiel Leipzig, Leipzig
3., 4. Oktober 2019, HAU, Berlin
10., 12., 13., 14. Mai 2019, HAU, Berlin
28., 29., 30. März 2019, FFT, Düsseldorf
2., 3. März 2019, Brechtfestival, Augsburg
8., 9., 10. Februar 2019, Kampnagel, Hamburg
10., 11., 12. Januar 2019, Santiago a Mil, Santiago de Chile
9., 10. November 2018, Festival Politik im Freien Theater, München
3., 4. Oktober 2018, HAU, Berlin
30. September 2018, HAU, Berlin
1., 2. September 2018, Mousonturm, Frankfurt am Main
31. August 2018, Mousonturm, Frankfurt am Main
23., 24. Juni 2018, Schauspiel Stuttgart, Stuttgart
14., 15. Juni 2018, Impulse Theater Festival, Mühlheim
24., 25., 26. Mai 2018, Kaserne Basel, Basel
18., 19., 20. April 2018, Münchner Kammerspiele, München
23., 24., 25. März 2018, HAU, Berlin
9., 10., 12., 13., 14. März 2018, Schauspiel Leipzig, Leipzig
10., 11., 12. Februar 2018, HAU, Berlin
9. Februar 2018, HAU, Berlin
14. November 2017, ACT Independent Theater Festival Sofia, Sofia
6., 7. Oktober 2017, Konfrontacje Teatralne Festival Lublin, Lublin
9., 10., 11. Juni 2017, BALLHOF EINS, Hannover

Termine

7., 8. Mai 2024, HAU, Berlin

Pressestimmen

„Das Oratorium gibt keine Antwort – aber jede Menge Anregungen zum Weiterdenken und mit dem Element der gemeinsamen Chöre eine Anleitung zur kollektiven Selbstermächtigung. Insofern ein guter Anfang!“
Andrej Holm, Nachtkritik, 13.05.19

„All in all, Oratorium is a triumph of experimental performance: it democratises the space of the theatre to tap into a pressing public discourse, it blows up the concept of passive entertainment by highlighting our collective complicity in capitalistic property relations, and it delivers an inspiring show of solidarity in the process. But, aware of its own formal limitations, it ends on a self-critical, yet optimistic note. Question: what use is all of this? Answer: it’s a rehearsal for what’s to come. As the evening comes to a close and my neighbour and I return to our divergent economic realities, I feel that we both leave the theatre with a heightened sensibility for the nuances of property relations. And that’s a testament to a powerful, political performance. Bertie would approve.“
Nicholas Potter, Theatertreffen-Blog 2019, 12.05.19

„Es ist sowohl der richtige Ort – hier, in dieser Stadt, die gerade Beute wird – als auch die richtige Zeit, dieses experimentelle Spiel mit der Öffentlichkeit zu wagen. Es sind die richtigen Inhalte — Geld, Eigentum Privilegien, Macht, Werte, Gemeinschaft, Erwartungshaltungen des Theaterpublikums — die verhandelt werden. Es sind die richtigen Fragen, die in unserem Hier und Jetzt der Wohnungsnot, explodierenden Mieten, befristeten Arbeitsverhältnisse und ausschließender, sich nach rechts bewegender Gesellschaftsstrukturen gestellt werden. Und es ist die richtige Art, sie zu stellen: Mit viel Humor, niemals selbstgerecht und ohne vorwurfsvollen Unterton. Kurzum: Es ist die richtige Form, Theater zu machen (im Kollektiv, gleichberechtigt, enthierarchisiert).“
Dilan Zuhal Capan, Theatertreffen-Blog 2019, 11.05.19

„Die Inszenierung ist am stärksten, wenn sie das Publikum beteiligt, dieses im Wechselspiel mit den Darstellern die eingeblendeten Texte spricht und sich zu ihnen verhält. Etwa, wenn alle Erben dazu aufgefordert werden, auf der Bühne zu sagen, was sie erben werden und die Gesamtsumme ihrer Erbschaften zusammenzurechnen. Die altgediente Regel „Über Geld spricht man nicht“ wird ausgehebelt, der Zuschauer zum Voyeur. Als ein Mann erklärt, er erbe ein Haus mit Garten in Sachsenhausen, geht ein Raunen durchs Publikum – Frankfurter wissen, wie viel sein Besitz wert ist. „Oratorium“ appelliert an die moralische Verantwortung der Besitzenden, aber die Inszenierung offenbart auch Widersprüche, in die ein einzelner Wohnungsbesitzer geraten kann und entgeht so einer einseitigen Moralisierung. Indem das Publikum als Chor benutzt wird, zeigt sie auf, dass die Verteilung von Besitz nicht nur eine private, sondern eine gesellschaftliche Angelegenheit ist.“
Grete Götze, Frankfurter Rundschau, 03.09.2018

Überhaupt ist „Oratorium“ von der ersten Sekunde an, sehr, sehr unterhaltsam. … Nicht nur, weil der ein oder andere kluge Gedanke formuliert wird, der jeden betrifft, auf der Bühne und der Tribüne. Sondern weil man heutzutage ja selten erlebt, dass jemand, in heiterer Strenge, wirklich versucht, nach Form, Wort und Musik die Lehrstücke Bertolt Brechts als Vorlage zu nehmen. Lehrstücke, weil alle etwas lernen können, und weil es im Grunde kein Publikum gibt. Weshalb all jene, die nun bei den drei Frankfurter Aufführungen mitsprachen, als Chor keinen geringen Anteil am Gelingen hatten.“
Eva-Maria Magel, FAZ, 03.09.2018

In „Oratorium“ werden keine politischen Positionen proklamiert; vielmehr verdeutlichen die unterschiedlichen Akteure verschiedene ökonomische Ausgangslagen. (…) Tatsächlich hat dieses eine wichtige Rolle in der Performance: Denn es ist gehalten, sich in chorischen Aktionen und im Wechsel mit den Darstellern in eingeblendeten vorgegebenen Texten einzubringen und zu outen. Das hat auch etwas Liturgisches. (…) aus dem Schutzraum Theater (wird), wie im Untertitel der Performance angedeutet, tatsächlich ein Andachtsraum, in dem vielstimmige Gruppen und Sprechchöre, der Chor der Delegierten als Stellvertreter der regionalen Gesellschaft, ein Chor der Erbinnen, aber auch Einzelstimmen hörbar werden und Fragen zum Thema Eigentum aufwerfen – durchaus bekannte, mitunter moralisierende, aber allemal bedenkenswerte.
Badische Zeitung, 25.Mai 2018

Kritik zur Premiere in Berlin, Februar 2018

„Die Überraschung kommt gleich zu Beginn. Eigentlich hat noch gar nichts richtig begonnen auf der dunklen, leeren Spielfläche des HAU2. Nur eine Schrift auf der Leinwand gibt knappe Anweisungen. Aber die sind so aufru?ttelnd, dass das Publikum schon mal zehn, fünfzehn Minuten lang in eine Stimmung versetzt wird, die man sonst nur vom Kabarett oder Karneval kennt. Sage noch jemand, die Anhänger der Postdramatik seien theorielastige, empathiefeindliche Theaterskeptiker.“
Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung, 12.02.2018

Kritik zum Showing in Sofia, November 2017

„To claim that such a theatrical work leads to some sort of surprise or discovery, it would be inconsistent with its aims. It is not so much about the discovery of profound social contradictions, rather then targeting the ability of the theater to act on an individual, biographical level raising resemblance questions, which are otherwise mostly left in the hands of the media. In this way, the theater tries to preserve its freedom, distinguishing itself. So, in the general chorus of theatrical practices from the recent decades, She She Pop is certainly part it.“
Violeta Detcheva, “Kultura” magazine, 01.12.2017

„Oratorio“, at least for me, provoked on many levels feeling for awakening, for clarity, for uncompromisingness and truth. But most of all, it has proven the ever-growing need to articulate from the stage even the simplest and most obvious things that are actually the most difficult to define.“
Elena Angelova, portal “Kultura”, 01.12.2017

Kritik zum Showing in Hannover, Juni 2017

„…manches deutet darauf hin, dass „Oratorium“ – nach She She Pops Erfolgsstück „Testament“ über das Erben – ein ähnlich feiner, selbstironischer Abend werden wird.“
Mounia Meiborg, Süddeutsche Zeitung, 15.06.2017

„So hätte es Brecht gefallen…“
Stefan Gohlisch, Neue Presse, 11.06.17

„…grundsätzliche gesellschaftliche Fragen, die nachdenklich stimmen konnten. Dennoch mangelte es dem Abend nicht an Humor…“
Kreiszeitung, 15.06.17

Besessen

Ein kollektiver Monolog

Menschen sind besessen von Ideen. Aber auch von Dingen. Fürs Monologfestival folgen She She Pop der Idee vom Besitz, die im Miteinander von Menschen eine unheimliche Hauptsache geworden ist: Wer nichts hat, muss sich verdingen. Aber auch wer zuviel besitzt, sagt man, wird davon besessen. Das ist sie, die Gemeinschaft der Besessenen.
She She Pop treten an, um „Theater ohne Publikum“ eine neue Seite abzugewinnen. Wie in der Brechtschen Lehrstück-Theorie vorgeschlagen, nehmen die Anwesenden  probehalber Haltungen ein und geben Reden wieder. Im Monolog Besessen wird so ein vielstimmiges Selbstgespräch zu hören sein, bei dem die Gemeinschaft zu Wort kommt. Eine Gemeinschaft, die sich über Besitzverhältnisse und die dadurch entstehenden Verwerfungen Gedanken macht. Sie vergewissert sich sprechend ihrer selbst und stellt fest, dass sie uneins ist.

Credits

Von und mit She She Pop (Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou und Berit Stumpf.) Künstlerische Mitarbeit: Ruschka Steininger. Mitarbeit Produktion: Alisa Tretau. PR: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro. Kommunikation und Produktion: Tina Ebert. Company Management und Administration: Aminata Oelßner, Elke Weber.

Eine Produktion von She She Pop und Theaterdiscounter – Monologfestival 2016.Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds Berlin.

Termine

11. Mai 2024, Polis Teatro Festival, Ravenna

Vergangene Termine:
06. Juni 2023, re:publica, Berlin
11. Juni 2022, Hangö Teaterträff Finland, Hanko
07., 11., 15. Dezmeber 2019, Litauisches Nationales Dramatisches Theater, Vilnius
07. September 2019, at.tension Festival, Lärz
24. November 2018, Festspielhaus Hellerau, Dresden
06. November 2018, Litauisches Nationales Dramatisches Theater, Vilnius
1. Juli 2017, Impulse Theaterfestival, Köln
30. Juni 2017, Impulse Theaterfestival, Köln
29., 30. Oktober 2016, Theaterdiscounter, Berlin

Termine

11. Mai 2024, Polis Teatro Festival, Ravenna

Pressestimmen

Über „POZESIJOS OBSESIJA – A collective monologue about property in Lithuania“. Nach der Übersetzung des bestehenden Textes von „Besessen“ und einer Recherche über Besitz in Litauen.

Das Format entspricht dem Stück „Besessen“ von She She Pop, doch der Text unterscheidet sich. Das deutsche Performancekollektiv prägte für dieses Format den Begriff des „kollektiven Monologs“. Die Chöre des Abends erzählen einen gemeinsamen Text. Eine augenblickliche Collage, die verschiedene Positionen und Probleme zu einem komplexen Monolog zusammenfügt. (…)
Der „kollektive Monolog“ beginnt knallhart: Die soziale Ungerechtigkeit kommt auf den Tisch. Dabei ergreifen zwei Chöre das Wort, die Gegenspieler sind: Die Reichen und Menschen, die vom Mindestlohn leben, der aktuell bei 3,39 Euro pro Stunde liegt. (…)

Die Reden im Chor steuern schon auf das letzte Drittel des Abends zu, als aus dem erleuchteten Zuschauerraum ein Mann zum Klavier läuft. Er beginnt sachte, eine Melodie zu spielen, das Publikum stimmt ein. Ein neuer Chor bildet sich. Alle sind jetzt zum Mitsingen aufgefordert. Sie singen textsicher, leise und zurückhaltend. (…) Im Schutzraum des Theaters wirkt es (…) wie eine kollektive Erinnerung an die Solidarität, die im Baltischen Weg 1989 greifbar wurde. Tausende Menschen bildeten zwischen Vilnius und Tallinn eine Menschenkette. Ihr gemeinsames Ziel: Unabhängigkeit von der Sowjetunion. (…)

Diese Solidarität wird im Laufe des Abends noch einmal gefunden. Mit dem Chor aller, die komplett ­enttäuscht sind. Sie beklagen das Zerplatzen der Hoffnungen, die mit der Revolution oder dem EU- und dem Nato-Beitritt 2004 einhergegangen waren. Sie beklagen sich, nicht mitbekommen zu haben, wie sie zu Sklaven wurden. Denn sie gehen arbeiten und wissen am Ende des Monats trotzdem nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. (…)
Umso wichtiger erscheint es, den Monolog in ländliche Zentren zu bringen. Denn er regt an. Zur Reflexion, zur Diskussion, zur Übung im Theaterraum.“

Pia Martz, taz, 17. 4. 2019